Thüringen im 17. Jahrhundert
Der Ort Wallhausen unterstand damals dem dortigen Rittergut, dessen Besitzer, die Grafen von der Asseburg, auf Schloss Wallhausen saßen. Nach zeitgenössischen Berichten „waren 1626 die ersten Stürme des Dreißigjährigen Krieges über Schloss und Fleck Wallhausen dahingebraust. In diesem Jahr wurde der Pfarrer Schlotter des Nachbarortes Brücken mit zwei anderen angesehenen Männern von kaiserlichen Soldaten, die in Tilleda im Quartier lagen, auf dem Felde erschlagen. Im gleichen Jahr wurden in Wallhausen 473 Personen von der Pest hingerafft. 1637 wird der Edelmann Friedrich von Coburgk in den Weinbergen von Wallhausen ermordet und sein Leichnam zerstückelt“.
Der Chronist schildert dann die Behandlung der Bevölkerung durch die Soldaten: „Da fraßen und soffen Offiziere und Soldaten, bankettierten, luden Gäste auf der Wirte Beutel und lebten wie der reiche Mann im Evangelio. Die Offiziere mussten bis 10 und 12 Gerichte und wollten manche kein Fleisch, sondern nur Vögel, Fische und Gebackenes haben. Wer nicht geben wollte oder konnte, wurde geschlagen und ausgejagt und durfte sich nicht sehen lassen und wurde ihm alles eingeschlagen: Ofen, Fenster, Dach und Fach. Wenn mancher die wöchentliche Kontribution von 3, 4, 5, 10 bis 20 Taler nicht entrichten konnte, schickte man ihm ins Haus 10 oder 12 Reiter, die saßen, fraßen und soffen auf des Wirtes Kosten, bis er Richtigkeit machte. Ging er davon, verwüsteten sie ihm das Haus. Den Asseburgern von Wallhausen soffen sie aus 1500 Eimer Weins, denn jeder Reiter hatte einen Jungen, viele auch ihre Weiber bei sich“.
Der Schlossherr Bernhard von der Asseburg verließ Wallhausen und suchte Zuflucht in Sangerhausen. Wallhausen hatte 1525 immerhin 83 bewohnte Häuser, 1650 standen nur noch 40 Häuser, über 60 waren wüst und zerfallen.
„Endlich kamen bessere Zeiten“, fährt der Chronist fort. „Ein Enkel des älteren Ludwig von der Asseburg, der holstein-gottorpische Rat und Hauptmann zu Husum, Ludwig der Jüngere, nimmt seit 1657 wieder in Wallhausen zeitweise Wohnung und heilt allmählich die geschlagenen Wunden. Er bringt aus Holstein seinen Amtmann, Christian Amhoff, mit, der sich um Wallhausen sehr verdient gemacht und sehr tatkräftig für den Wiederaufbau des stark zerstörten Ortes arbeitet“.
Geschichtliche Verbindungen zwischen Thüringen/Sachsen-Anhalt und Schleswig Holstein
In der Geschichte gibt es Beziehungen zwischen Wallhausen in Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Es ist nahe liegend anzunehmen, dass im Gefolge der 1657 erfolgten Übersiedlung von Ludwig dem Jüngeren von der Asseburg (Ludwig war holstein-gottorffischer Rat und Hauptmann zu Husum) und seines Amtmannes Christian Amhoff aus Holstein nach Wallhausen auch ein Gimm von Holstein nach Wallhausen oder umgekehrt gezogen ist. Es müsste allerdings von Wallhausen nach Holstein geschehen sein, da wie bereits erwähnt, der Name in Sachsen-Anhalt vor 1657 bereits oftmals erwähnt wurde. Da aber zwischen den verwandten Asseburgern in Wallhausen und in Holstein sicher auch vor der Übersiedlung Ludwigs schon gegenseitige Beziehungen und Verbindungen bestanden, besteht die Möglichkeit, dass auch dabei ein Gimm nach Holstein gelangt ist.
Ebenso wird mit den schwedischen Truppen Gustav Adolfs, der unter den Deutschen Soldaten warb und der noch 1631 mit seinen Truppen unmittelbar vor Wallhausen stand, mancher Ortswechsel von Personen vorgekommen sein; auch Wallensteins Soldaten zogen von Mitteldeutschland bis in die nördlichsten Teile Deutschlands.
Sogar sehr lange Zeit vorher bestanden schon Verbindungen zwischen Wallhausen und Holstein. Die Burg Wallhausen war im Mittelalter Pfalz, später Königshof und Kaiserpfalz. Im Juli 909 heiratet der Herzog Heinrich von Sachsen, der 919 zum ersten deutschen König Heinrich I. gewählt wurde, in der Kapelle der Burg Wallhausen seine Braut Mathilde, eine Enkelin Wittekinds; drei Jahre danach wurde – wahrscheinlich auch in Wallhausen – ihr erstes Kind, der nachmalige Kaiser Otto der Große, geboren.
König Heinrich I. führte Krieg gegen die Dänen und nahm 934 das Land zwischen Eider und Schlei, das Kernstück Schleswig-Holsteins, in Besitz. Jahrhundertelang haben Beziehungen und Verbindungen zwischen den entfernt voneinander liegenden Gebieten bestanden.
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