Die ersten sechs bekannten Generationen der Familie Melfsen
Die ersten sechs Generationen der Familie Melfsen sind uns ausschließlich von der Chronik des Christian Sibbern Melfsen (1841 – 1919) aus dem Alten-Christian-Albrechts-Koog überliefert.
Seine größten Quellen waren gerade für die ersten Generationen die Nordstrander Chronisten Johannes Petrejus (Pastor auf Nordstrand, gestorben 1605), Johannes Heimreich (geboren in Flensburg wurde er 1611 Pastor auf Nordstrand, er starb 1664), sein Sohn Anton Heimreich (1626 – bis 1685, wie sein Vater ebenfalls Pastor und Chronist) sowie auf alte Schleswiger Gerichtsprotokolle. Erst ab der 7. Generationen konnte er sich auf Schriftstücke seiner Familie, Kirchenbuchabschriften, Unterlagen des Alten-Christian-Albrecht-Kooges und ähnliches stützen.
Von daher würde ich auf die Korrektheit der ersten sechs Generationen keinen allzu hohen Betrag wetten. Bestimmt haben die in diesen Generationen genannten Personen wirklich gelebt und auch die Lebensläufe werden so ihre Richtigkeit haben, es ist jedoch nicht bewiesen und belegt, dass die Verwandtschaftsverhältnisse untereinander und besonders zu Melf Ingwersen in unserer 7. Generation auch tatsächlich so gewesen sind.
Die Namen „Melf“ und „Leve“ als Ursprungsnamen zu den Familiennamen Melfsen und Levsen waren sogar auf Nordstrand selten, aber es wird trotzdem auch zeitgleich unterschiedliche Familien mit diesen Namen gegeben haben. Dies gibt indirekt auch Christian Sibbern Melfsen in seiner Chronik zu, wenn er auf Seite 40 schreibt:
„Zur Unterscheidung von einem älteren Leve Melfsen, der 1634 als Ratmann in Gaikebüll fungierte und 1639 nach Holland auswanderte, wurde er Leve Melfsen der Jüngere genannt; eine Verwandtschaft der beiden ist indes nicht nachzuweisen“.
Klare Aussage, wenn man mal davon absieht, dass er auch bei anderen Verwandtschaftsbeziehungen in den ersten sechs Generationen nach meinem Gefühl oftmals eher geraten hat.
Hier nun zuerst einmal die ersten sechs Generationen nach der Überlieferung von Christian Sibbern Melfsen:
Melf oder Mellef … Der vermutete Stammvater der Familie Melfsen
Auch Christian Sibbern Melfsen nennt keine Quellen für seinen Stammvater. Er ist eine reine Ableitung aus dem Nachnamen Melfsen der 2. Generation als "Sohn von Melf".
WENN dieser Melf gelebt hat (und irgendeinen Vater wird Leve Melfsen aus der 2. Generation ja gehabt haben), dann wird er um 1430 herum geboren sein und grob bis ca. 1490 gelebt haben.
Melf wird ebenfalls Hofbesitzer gewesen sein, da sein Sohn es kaum innerhalb seiner Generation geschafft haben könnte, zu solch guten Vermögensverhältnissen gekommen zu sein.
Leve Melfsen 2. Generation
Zu dem ältesten urkundlich bekannten Melfsen gehört der Hofbesitzer Leve Melfsen zu Odenbüll auf Nordstrand. Der Chronist Pastor Johannes Petrejus zu Odenbüll (gestorben 1605) hat ihn in seiner Nordstrandischen Chronik mehrfach erwähnt.
1495 hat er einen Laurenz Leve wegen einer Schuld von 23 Gulden verklagt (Königliches Staatsarchiv zu Schleswig, XX, 2285).
Er wird 1495 vielleicht so um die 35 Jahre alt gewesen sein. Das deutet auf ein Geburtsjahr um 1460 hin und einem Sterbejahr um 1520. Das würde sehr gut mit der 3. Generation übereinstimmen, ist aber nur eine Vermutung.
War Leve Melfsen, was nach seinen Vermögensverhältnissen nicht unwahrscheinlich ist, einziger Sohn oder auch nur der älteste, so wird auch er seinen Vornamen dem Großvater väterlicherseits zu verdanken haben. Sein Vater muss daher, wie der Sohn von Leve Melfsen, Melf Levsen geheißen haben.
Melf Levsen 3. Generation
Melf wird um 1500 auf Nordstrand geboren und hier um 1560 gestorben sein. Seine Frau hieß wahrscheinlich Boike, denn von den beiden Töchtern seines Sohnes Leve Melfsen trug die eine den Namen ihrer mütterlichen Großmutter, die andere namens Boike dürfte dem Brauch entsprechend nach ihrer Großmutter väterlicherseits benannt worden sein.
Weitere Daten sind leider nicht bekannt.
Leve Melfsen 4. Generation
Nach dem "Stammbaum von Nis-Edwin List Petersen aus der Internetseite: http://nis-edwin.list-petersen.dk" soll er Hofbesitzer auf Odenbüll gewesen sein.
Seine Ehefrau soll Catherine Laurenzen geheißen haben.
Nach Christian Sibbern Melfsen ist Leve „im 2. Viertel des 16. Jahrhunderts geboren“, der Stammbaum von Melf Palm einfügen (er ist der Initiator des Stammbaums der Familie Melfsen aus dem Jahre 1983) nennt ein genaueres Geburtsjahr: 1536.
Nach dem Chronisten Johannes Petrejus starben wohl beide Eheleute im Jahr 1593 an der Pest. Sie hinterließen 5 Söhne und 2 Töchter, 725 Demath Land (= ca. 350 Hektar) sowie die große Summe von 70.000 Thalern.
Sechs Kinder sind uns vom Namen überliefert:
Boike Levsen gestorben am 18.09.1599 in Hamburg
Melf Levsen geb. um 1570 in Odenbüll auf Nordstrand
Laurenz Levsen Daten nicht bekannt
Johannes Levsen geb. 1577, gestorben am 02.08.1599, Er studierte Theologie in Marburg und starb an der Ruhr.
Backe Levsen Daten nicht bekannt
Anneke Levsen Daten nicht bekannt
Melf Levsen 5. Generation
Er soll um 1570 in Odenbüll auf Nordstrand geboren worden sein und später Hofbesitzer zu Gaikebüll auf Nordstrand gewesen sein.
Seine Frau hieß Sissen Lauritzen (nach dem Stammbaum "Stammbaum von Nis-Edwin List Petersen auf der Internetseite: http://nis-edwin.list-petersen.dk" oder Feddersen (diese Angabe stammt aus dem Buch "Beiträge zur Geschichte der Familien Melfsen und Levsen" von Christian Sibbern Melfsen, geschrieben um 1900).
Die beiden Eheleute haben zwei Kinder gehabt:
Leve Melfsen |
Daten sind nicht bekannt. Leve Melfsen zu Gaikebüll verblieb auch nach der Sturmflut von 1634 auf Nordstrand und war hier als Deichrichter, Landvermesser und Deichverständiger von mindestens 1635 bis 1646 tätig.
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Ingwer Melfsen |
Siehe nächste Generation. |
Christian Sibbern Melfsen schreibt, dass er „die Sturmflut vom 11. Oktober 1634 überlebt hat, …, ist wahrscheinlich“. Demnach müsste Melf älter als 64 Jahre alt geworden sein.
Beweise dafür gibt es nicht.
Ingwer Melfsen 6. Generation
Daten sind auch von ihm nicht bekannt. Auch die Familienbeziehung zu Melf Levsen wurde nur abgeleitet. Wenn auch vieles für die Verwandtschaft zur 5. Generation spricht: bewiesen ist nichts.
Ingwer Melfsen wird vermutlich um 1605 herum geboren und um 1665 herum gestorben sein.
Auf jeden Fall wird diese Generation die „zweite Groote Manndränke“ erlebt und überlebt haben. Zu den beiden „Manndränken“, die jeweils einen tiefen Einschnitt in die Geschichte der Insel Nordstrand und deren Bewohner darstellte, ein paar kurze Fakten:
Drei Tage lang, vom 15. bis zum 17. Januar 1362 wütete eine große Sturmflut an der deutschen Nordseeküste, die später als die „Groote Manndränke“ in die Geschichte einging.
Die Gewalt dieser Flut veränderte die Gestalt der gesamten Nordseeküste. Bis heute gilt die „Groote Manndränke“ als die folgenreichste Katastrophe unserer Region. Viele 1.000 Menschen (eine mutige Quelle schreibt von 100.000 Menschen) sollen in den Fluten gestorben sein, Ländereien gingen unter, Inseln zerbrachen, Halbinseln wurden zu Inseln.
28 Ortschaften (nach anderen Quellen 32 Ortschaften) verschwanden nahezu spurlos von der Landkarte, eine davon soll das sagenumwobene Rungholt auf der Insel Strand gewesen sein.
Die „zweite Groote Manndränke“ brach in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 1634, mitten im dreißigjährigen Krieg und 272 Jahre nach der ersten „Grooten Manndränke“, über Nordfriesland herein. Über 6.000 Menschenleben starben, 50.000 Stück Vieh, 1.340 Häuser und 19 Kirchen gingen verloren.
Die große Flut trennte die Insel Strand (= „Altnordstrand“) in zwei Teile: die Insel Nordstrand und die Insel Pellworm. Stark in Mitleidenschaft gezogen wurde auch die Hallig Nordstrandischmoor (liegt zwischen Pellworm und Nordstrand) sowie die Hallig Hooge (liegt nordwestlich von Pellworm).
Der ehemals große Reichtum der Nordstrander ging damit verloren und es dauerte zwei Jahrzehnte, bis Nordstrand wieder eingedeicht werden konnte.
Zu diesem Zweck schloss Herzog Friedrich III von Gottorf 1652 einen Vertrag mit vier Holländern, die dann als Hauptpartizipanten die Eindeichung der Insel Nordstrand vornahmen.
Die Bevölkerung der Insel, und damit die alten Besitzer, wurden enteignet und entrechtet. Das alte Deichgesetz „Wer nich will dieken, de mutt wieken“, kam hier voll zum Tragen. Viele, die jahrelang auf ihren Warften ausgeharrt hatten, verließen nun aus Gram ihre Heimat.
Kommen wir nun wieder zu Ingwer Melfsen zurück:
Einige wenige Nordstrander konnten sich bei der Wiederbedeichung Nordstrands mit den holländischen Partizipanten zusammenschließen. Es spricht viel dafür, dass zu den wenigen auch die Brüder Leve und Ingwer Melfsen gehört haben.
Jedenfalls darf man annehmen, dass sich den beiden auch nach 1654 die Möglichkeit der Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes (sei es als Pächter oder Eigentümer) geboten haben wird, da sie andernfalls kaum auf Nordstrand geblieben wären.
Hier auf Nordstrand soll am 12. Juni 1642 auf dem Hof „Kiek in de See“ der Sohn von Ingwer Melfsen, Melf Ingwersen, auf die Welt gekommen sein.
Weitere Daten von Ingwer Melfsen liegen uns nicht vor
Fassen wir die Fakten der ersten sechs Generationen der Familie Melfsen noch einmal zusammen:
- Alle bisher genannten Personen werden definitiv auch tatsächlich gelebt haben.
- Die Verwandtschaftsverhältnisse untereinander sind wahrscheinlich, aber derzeit nicht bestätigt.
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