Im April 2019 hatte mein Freund Peter einen DNA-Match bei Myheritage, der mit 43,5 cM in 1 Segment sehr vielversprechend aussah.
Bei dieser Höhe des cM-Wert sollte es theoretisch einen gemeinsamen Vorfahren geben, der so "Pi mal Daumen" geschätzt irgendwo zwischen der 4. bis 6. Generation in der Vergangenheit schlummert.
Der Match, nennen wir ihn einmal „Allison“, stammt aus den USA, circa 30-40 Jahre alt, hatte aber leider keinen Stammbaum hinterlassen und es war auch über die „gemeinsamen Matches“ kein Hinweis zu finden, wie die gemeinsame Verbindung sein könnte.
Peter und ich haben diesen DNA-Match kurzerhand als Gemeinschaftsprojekt erklärt und Allison daraufhin am 29.4.2019 angeschrieben.
Danach war Funkstille … still ruht der See.
Also ein Vorzeigebeispiel, wie ein DNA-Match nicht sein sollte und ein Albtraum für jeden motivierten Familienforscher … kein vorhandener Stammbaum … keine Hinweise über gemeinsame Matches … keine Antwort auf Anfragen … schlimmer kann es eigentlich nicht kommen.
Wir haben also notgedrungen einen Haken an die Sache gemacht und uns anderen Dingen zugewendet. Hat halt nicht sollen sein … und dadurch lassen wir uns den Spaß nicht verderben, denn unsere Familienforschung geht ja auch ohne Allison weiter.
Also alles gut!
Samstag, 20.2.2021 … die Vor-Frühlingssonne scheint warm durch das Fenster und meine 2. morgendliche Tasse Tee läuft mir gerade genüßlich durch die Kehle, als auf meinem Bildschirm eine Mitteilung aufploppt: „Allison hat dir geschrieben!“
Aufschrei! Tusch! Suche wie wild nach Konfetti! Mache spontan eine La-Ola-Welle als Notlösung.
Ruhe kehrt ein …
Allison hatte nach fast 2 Jahren mal wieder in ihr Myheritage-Postfach geschaut und meine Nachricht entdeckt.
Sie schrieb mir sehr interessiert, dass sie zwar nicht gut in Ahnenforschung wäre, aber einen Stammbaum bei Ancestry hat und schickte mir den Link dorthin. Nach einigen hektischen Mausklicks konnte ich mir dann ihren Stammbaum mit 50 Personen, der bis 4 Generation zurück erforscht war, anschauen … und dann war meine Laune auch schon wieder im Keller, denn ich konnte spontan keinen Familiennamen finden, der mir bekannt vor kam.
Wo, verdammt noch mal, bekomme ich jetzt auf die Schnelle Antidepressiva her?
Zum Glück hatte ich hier noch einen Tüte Lakritz liegen, das half ein wenig.
Einzig der Familienname einer „Mamie Mary Axelsen“, geboren 1877 in Iowa, USA sah so aus, als ob er aus dem dänischen oder schwedischen Raum stammen könnte, in dem mein Freund Peter auch Vorfahren hat. Aber leider gab es über die Eltern von Mamie Mary in Allisons Stammbaum keine weiteren Informationen.
Aber wir hatten immerhin eine neue Spur!
Erneut motiviert, haben Peter und ich dann kurzerhand gestern, während eine Skypesitzung, gemeinsam versucht eine Verbindung zur Familie Axelsen zu finden, um den DNA-Match mit Allison endlich zu bestätigen.
Und was soll ich sagen, es hat wider Erwarten super geklappt!
Nach ein wenig Recherchieren haben wir bei Ancestry einen anderen, gut erforschten und von den Daten her sehr glaubwürdigen Stammbaum gefunden, der auch die Familie von Mamie Mary Axelsen aus Iowa beinhaltet. Die Auswertung des Stammbaums führte uns dann zu Axel Peter Axelsen, dem Großvater von Mamie, der 1807 in Tinglev, Dänemark geboren wurde. Nach ein paar Stunden intensiver Suche in verschiedenen Kirchenbüchern von Tinglev, Oeversee und Nordhackstedt (Archion sei Dank!) und der tatkräftigen Unterstützung durch eine 250 g Tafel Marabou-Schokolade, habe wir dann auch die gemeinsame, 7 Generationen zurückliegende, Familienverbindung dingfest machen können.
Dieser Bericht soll ein wenig Hoffnung machen, wenn es mal auf Anhieb mit den eigenen DNA-Matches nicht so klappt, wie man es sich wünscht.
Aber es soll auch zeigen, dass man sich selber Grundlagen erarbeiten muß, damit es mit den DNA-Matches erfolgreicher läuft.
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